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Fans // Freitag, 25.09.2020

"Der Titel wird immer ein Teil von mir sein"

Teil drei unserer Interviewreihe mit ehemaligen ERC-Größen und zum dritten Mal haben wir mit einem Meisterpanther gesprochen. In dieser Ausgabe erzählt Derek Hahn über seinen ungewöhnlichen Karriereweg, die Jahre bei den Panthern, sein Leben im texanischen Amarillo und beantwortet eine „Fan-Frage“ von Ex-Kapitän Tyler Bouck.

Derek, du bist inzwischen seit vier Jahren in „Eishockey-Rente“, wie geht es dir und deiner Familie?

Ja, bei uns ist alles okay. In diesen Zeiten versuchen wir alle unsere Maske zu tragen, vorsichtig zu sein und all die Dinge zu tun, die im Moment nötig sind. So wie überall auf der Welt.

Bei der Recherche für das Interview sind wir darauf gestoßen, dass du inzwischen als Autohändler arbeitest.

Ja, das stimmt. Ich mache das seit mittlerweile vier Jahren.

War das schon immer dein Plan, dass du nach deiner Profikarriere als Autohändler arbeiten möchtest oder wie kam es zustande?

Es hat sich irgendwie ergeben. Ich kannte jemanden, der mir das angeboten hat, nachdem ich mein letztes Jahr in Europa gespielt hatte. Also mache ich das aktuell und es läuft eigentlich ganz gut. Allerdings weiß ich nicht, ob ich es noch länger weitermache oder mich nochmal neu orientieren möchte. Aber bisher läuft es ganz gut und das ist wichtig.

Du lebst jetzt in Amarillo/Texas. Würdest du also sagen, du hast zwischen 2002 und 2006, als du für die Amarillo Gorillas gespielt hast, damals deine neue Heimat gefunden?

Ja das ist so. Als ich hierherkam, um Eishockey zu spielen, habe ich meine Frau kennengelernt. Sie und ihre Familie kommen von hier und leben alle auch immer noch in Amarillo. Wir haben uns also hier ein Haus gekauft und wussten immer, wo unser Zuhause ist und wir uns später einmal niederlassen, wenn wir nicht mehr die Hälfte des Jahres in Europa verbringen.

Viele Leute hier in Deutschland kennen Amarillo hauptsächlich aus dem Song „Is this the way to Amarillo“ von Tony Christie. Erzähl uns doch mal ein bisschen, wie es sich dort so lebt.

(lacht) Es ist tatsächlich sehr schön hier. Die Leute sind sehr nett. Es ist keine allzu große Stadt. Wir haben gut 180.000 Einwohner, aber die Stadt befindet sich im Wachstum. Die Wirtschaft entwickelt sich gut und natürlich gibt es auch viele Ranches.

Jared Ross und Tim Conboy haben erzählt, dass sie noch ziemlich aktiv im Eishockey sind. Vor allem als Coaches. Wie sieht es in dieser Hinsicht bei dir aus?

Ich mache noch ein bisschen was. Es gibt ein Nachwuchsprogramm hier und da helfe ich ab und zu ein wenig aus oder spiele in einer Hobbymannschaft mit. Aktuell wird eine neue Eishalle gebaut für den Nachwuchs und es entwickelt sich ganz gut. Aber als richtiger Trainer bin ich nicht unterwegs. Wenn man einen Job im Autohaus hat, muss man auch am Samstag arbeiten und dann kollidieren die Zeiten mit meinem Tagesablauf. Aber mein Sohn spielt auch im Nachwuchs hier und es macht ihm bisher großen Spaß.

Lass uns mal an die Anfänge zurückblicken: Du wurdest in der Nähe von Toronto geboren. Gehört es da ohnehin zur Pflicht, dass man Eishockey spielt oder wie bist du mit dem Sport in Berührung gekommen?

Ja, das ist einfach der Sport, den man dort oben macht. Meine Eltern haben mich mit zwei Jahren erstmals auf Schlittschuhe gestellt und im Alter von fünf habe ich dann angefangen richtig Eishockey zu spielen. Sie haben mich also herangeführt.

Du bist nach dem College jahrelang in der inzwischen nicht mehr existierenden Central Hockey League (CHL) unterwegs gewesen. Allzu viele Spieler aus dieser Liga sind damals nicht nach Deutschland oder Europa gewechselt. Wie kam 2006 dennoch dein Wechsel nach Dänemark zustande?

Es gab einen Spieler - Jeff Christian - und er hat für Krefeld und Düsseldorf gespielt. Ich habe mit ihm beim All-Star-Game gesprochen und er hat mich damals gefragt, ob ich jemals daran gedacht habe, nach Europa zu wechseln. Ich habe ihm erzählt, dass ich mir darüber schon öfter Gedanken gemacht hatte, also hat er mir den Kontakt zu seinem Agenten Bjarne Madsen hergestellt. Er ist Däne und hat mich dann nach Dänemark vermittelt.

Hattest du damals auch nur den Hauch einer Idee, was dich in Dänemark oder dann später in Deutschland erwarten würde?

Nicht wirklich. In Dänemark hatten wir einige Importspieler mit NHL-Erfahrung, das hat geholfen. Ich wusste nicht was mich erwartet, aber es hat ganz gut funktioniert. Ich habe ein gutes Jahr gespielt und dann in Frankfurt unterschrieben.

Obwohl du während deiner Karriere immer ein sehr starker Spielmacher warst, hast du nie in der NHL, AHL und nur dreimal in der ECHL gespielt. Was würdest du sagen, warum Scouts während deiner College-Zeit oder in der CHL nie wirklich auf dich aufmerksam wurden?

Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so genau. Ich denke, dass ich ein Spätzünder war und sehr spät noch gewachsen bin. Mit 23 Jahren habe ich mir die Schulter gebrochen und der Arzt hat mir damals gesagt, dass ich immer noch im Wachstum wäre. Also wurde ich erst mit Mitte zwanzig kräftiger und stabiler.

Über Frankfurt und Straubing bist du dann 2012 nach Ingolstadt gekommen. Mit Christoph Gawlik hast du dann ein bekanntes Gesicht wiedergetroffen.

Ja, mit ihm war ich zusammen in Frankfurt. Er ist ein Typ, der es liebt Spaß zu haben und rumzuflachsen, aber trotzdem sehr hart arbeitet. Es ist immer eine Umstellung, wenn man zu einem neuen Team kommt. Wenn man dann schon ein paar Jungs kennt, macht es das auf jeden Fall leichter. Deswegen war es schön, dass Gawi in Ingolstadt war.

Du hast letztlich fast 400 Scorerpunkte in der DEL gemacht. Was sind die Erinnerungen, die als erstes durch den Kopf schießen, wenn du an deine Zeit in Ingolstadt und Deutschland zurückdenkst?

Was immer ein Teil von mir sein wird, ist natürlich der Gewinn der Meisterschaft in Ingolstadt. Das Jahr das wir hatten, wie wir uns zusammengerauft haben und wie jeder seinen Teil zu unserem Playoff-Run beigetragen hat, das war schon ganz besonders. Ich schau mir ab und zu die DVD an und das ist schon die beste Erinnerung.

Wenn du eine Top-Drei oder Top-Fünf der besten Spieler erstellen müsstest, mit denen du zusammengespielt hast. Wer würde es in die Liste schaffen?

Wenn ich an die Zeit in Ingolstadt denke, dann muss ich auf jeden Fall Greili und Laliberte in die Top-Drei wählen. Und wahrscheinlich noch Bucky (Brandon Buck; Anm. d. Autors). Wenn ich an das Jahr mit Straubing denke, muss ich auf jeden Fall noch Lee Goren nennen. Er war auch ein exzellenter Spieler.  Das wären die Jungs, die ich nennen würde. Nein, einer fällt mir noch ein. Jared Ross ist auch ein super Spieler gewesen.

Wie oft kommen denn im Alltag noch Gedanken an den Gewinn der Meisterschaft auf? Oder ist das in den Hintergrund gerückt?

Ich trage die Uhr, die wir als Andenken bekommen haben jeden Tag wenn ich zur Arbeit gehe. Also denkt man schon noch sehr oft daran, wenn man auf die Uhr schaut. (lacht) Also mehr oder weniger jeden Tag.

Auch die Fans konnten über Instagram Fragen an dich stellen. Die erste kommt von Patrick. Er möchte wissen, wie du die Meistersaison kurz und bündig umschreiben würdest?

(überlegt) Eigentlich fast unwirklich. Niemand hat uns eine Chance gegeben. Wir waren in jeder Serie der Underdog und dann den Titel zu holen war fantastisch.

Dann haben wir noch eine Frage von jemandem, den du sehr gut kennst: Tyler Bouck.

(lacht) Ok.

Er wollte wissen, ob du von den Ergebnissen der National Football League (NFL) abgelenkt gewesen bist, wenn du Sonntagabend gespielt hast?

(lacht) Nein, abgelenkt war ich nicht, aber ich liebe Fantasy Football. Wir hatten damals im Team eine eigene Liga in der wir gespielt haben und es hat immer riesig Spaß gemacht. Aber sofort nach dem Spiel habe ich immer die Ergebnisse gecheckt. Das auf jeden Fall.

Wer war denn damals der beste Manager in eurer Fantasy Liga?

Normalerweise müsste ich ja sagen, dass das ich war, aber wahrscheinlich war Johnny (Laliberte, Anm. d. Autors) der Beste. Er hat unsere Liga mehrmals gewonnen.

Kommen wir zur letzten Frage. Im Februar fand unser Legendentag statt. Haben dich die Jungs, die hier waren immer Up to Date gehalten?

Wir hatten eine Whatsapp-Gruppe und eigentlich wollte ich auch rüberkommen. Leider hat es mit den drei Kids und meiner Arbeit nicht geklappt. Aber sie haben mich regelmäßig geupdatet und mir erzählt, was für eine tolle Zeit sie hatten. Wenn es sowas nochmal gibt, werde ich hoffentlich dabei sein können.

Vielen Dank Derek, dass du dir die Zeit genommen hast.

Sehr gerne.

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