ERCI - DEG 2:4 // Freitag, 27.12.2002
Am Ende gewann nur die DEG
Was blieb nach dem gelungenen Auftakt gegen die DEG am Ende übrig? Die mitgereisten DEG-Fans feierten eine Wahnsinnsleistung ihres Teams, für die man im Lager der sog. Fans des ERCI keine Anerkennung fand. Vielmehr ging man lautstark gegen die eigene Mannschaft vor. Mit 'Wir wolln euch kämpfen sehn", "Wir haben bezahlt, wir wollen was sehen" und am Ende sogar "wir haben die Schnauze voll" ließ man keinerlei gutes Haar an der eigenen Truppe. Nun was war geschehen, dass die ERCI-Cracks von "you never walk alone" plötzlich so umdisponierten?
Es war ein Auftakt, nahezu nach Maß im gutgefüllten Eisstadion an der Jahnstraße. Auch wenn der erste Bully an die DEG ging und diese auch gleich den Vorwärtsgang einlegte, begünstigt durch eine Strafzeit gegen den wieder genesenen Steve Lingren. Außer einer Nachschussmöglichkeit für Pellegrims, die im letzten Moment vereitelt werden konnte, passierte aber nicht viel. Anders auf der Gegenseite, Sam Groleau holt in der vierten Minute eine Überzahl heraus, Hart musste wegen Beinstellens für zwei Minuten auf die Sünderbank. Und die Schanzer - sie machten es besser. Shayne Toporowski, der es in den vergangenen Spielen nie an der nötigen Einstellung und an Kampfgeist missen ließ, erackerte sich förmlich den Puck im Slot, befreite sich dann und erkannte, dass die Scheibe plötzlich völlig frei neben Trefilovs Schlittschuh lag. Das konnte er sich nicht entgehen lassen, tankte sich durch und schob zum 1:0 ein.
Sechste Minute: der Unparteiische zeigte gerade eine Strafzeit gegen die Raubkatzen an, Trefilov stürmte zur Bank. Zu dumm nur, dass der sechste Spieler bereits auf das Eis geeilt war und der Düsseldorfer Keeper es sich nicht nehmen ließ den Puck noch einmal stoppen zu müssen. Somit war der Vorteil dahin, Bankstrafe DEG. Wenig später auch noch 2 Minuten für Unterluggauer (Haken) - somit wieder Powerplay Ingolstadt. Und was kommt dabei raus, wenn man mehr schießt als zuletzt? Richtig, Tore. Wieder kann Trefilov ein Pfund von Brad Burym nicht festhalten und Sean Tallaire hat wenig Mühe den Nachschuss zum vielumjubelten 2:0 ins Netz zu drücken.
Das war's dann aber auch im Großen, was man vom ERCI im ersten Drittel gesehen hatte. Danach war die DEG am Zug. So ab der zehnten Minute erhöhten sie wie bei ihrem ersten Auftritt an der Donau abermals die Schlagzahl und schnürten den ERCI in deren eigenem Drittel ein. Nur noch sporadisch kamen die Panther über die Mittellinie. Wie zuvor die Panther, erreichten die Gäste mit ihrer druckvollen Spielweise auch was sie wollten, ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, einmal nicht ganz beim Stürmer und es ist passiert. Leo Stefan nutzte ein Zuspiel zum Anschlusstreffer. Bis zum Ende des ersten Abschnittes drückten die Gäste noch das eine oder andere Mal auf das Tor von Bales. nach dem ersten Drittel hätte es aber auch 3:1 heißen können, wenn Glen Goodall seinen Alleingang in Penaltymanier verwerten hätte können.
Im zweiten Drittel konnten sich die Gastgeber nur kurz (25. Minute) vom Druck der DEG befreien. Jean-Francois Jomphe zielte in dieser Situation nur knapp am Tor des nun immer sicherer werdenden Trefilov vorbei. Die Gäste vom Rhein wirkten in nahezu jeder Szene immer einen Schritt schneller und machten der Hintermannschaft des ERCI das Leben ein ums andere Mal sehr schwer. Daniel Kreutzer beispielsweise, obwohl stark bedrängt von Brad Burym kann einen Schuss auf Bales abgeben. Zum Bestaunen auch, wie Jeff Christian in der 33. Minute den Puck unter Kontrolle bringt und sofort aus dem Handgelenk abzog. Man musste wahrlich kein Prophet sein um festzustellen, wer zu diesem Zeitpunkt, davor und danach die Richtung auf dem Eis vorgab.
Vier Zeigerumdrehungen später war der Ausgleich auch bereits im Ansatz zu erkennen. Die ERC-Sturmformation um Jason Ruff rennt sich im DEG-Drittel fest und kann nur noch zusehen, wie die DEG einen Angriff aus dem nichts zaubert. Wie an der Schnur gezogen lief die Scheibe bis zur Kelle von Jakub Ficenec, der einen sehenswerten Angriff erfolgreich abschloss.
Richtig geschenkt haben die Panther den Gästen den Führungstreffer. Wenige Sekunden vor dem Ende waren wohl bereits alle in der Kabine. nahezu jeder Spieler brachte es nicht fertig den Puck aus dem Drittel zu schlagen, dem nicht genug ließ man sechs Sekunden vor dem Ende Beaucage völlig unbedrängt aus kürzester Distanz zum 3:2 für die DEG einschießen.
43. Minute, die vierte Reihe war dem Sturmwirbel der DEG völlig hilflos ausgeliefert und muss das 2:4 über sich ergehen lassen. Jakobsen war der Torschütze.
Danach war das Spiel gelaufen. Die DEG hatte die Panther weiterhin fest im Griff, den Raubkatzen fiel einfach kein Mittel ein die Truppe von Michael Komma zu knacken. Einen gewissen Frust konnte man den Ingolstädtern sicher auch nicht absprechen, hatte man es geschafft einmal durch das Abwehrbollwerk zu brechen, war da noch ein Trefilov im Weg, oder die Konzentration oder gar die Kraft ließ am Ende zu wünschen übrig. Immerhin trafen die Schanzer noch zweimal das Metall. Wenige Sekunden vor dem Ende ließ Sean Tallaire all seinen Frust noch einmal an Jakub Ficenec aus, was für beide das Ende auf der Strafbank bedeutete.
Unter dem Strich also eine überragende Leistung der DEG, die den Panthern im Spiel 5-5 nie eine Chance gegeben hatten. Wenn man so will, fast ein Ebenbild zum ersten Gastspiel der DEG in Ingolstadt - dort skandierten die Fans am Ende allerdings nicht "Wir haben die Schnauze voll" - wie sich die Zeiten doch ändern. Allerdings waren die Fans nicht die Einzigen, die sich in der Wortwahl vergriffen. Den allgemeinen Neujahrsglückwünschen schob ein hochdekoriertes Mitglied der Presse einem Ehrenamtlichen gegenüber noch ein "Herzliches Beileid" nach.
DEL, 33. Spieltag
ERCI DEG
Tore
1:0 Shayne Toporowski (4.)
2:0 Sean Tallaire (6.)
2:1 Leo Stefan (11.)
2:2 #38 (33.)
2:3 Marc Beaucage (40.)
2:4 Tommy Jakobsen (43.)
Zuschauerzahl
3.465 Zuschauer
Schiedsrichter
HSR: Ralph Dimmers
LM: Adam Niejodeck
LM: Reik Bläsche
Strafminuten
Ingolstadt: 18 min.
Düsseldorf: 14 min.
Torschüsse
Ingolstadt: 25 Torschüsse
Düsseldorf: 37 Torschüsse
Bullies
Ingolstadt: 39 (53%)
Düsseldorf: 35 (47%)
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Trainerstimmen - Michael Komma (DEG Metro Stars)
Ich hoffe, dass es noch nicht zu spät ist um schöne Weihnachten auch hier an alle zu wünschen. Zum Spiel: Ich denke, dass wir gar nicht so schlecht angefangen haben, aber Ingolstadt war richtig heiß, sie sind sehr engagiert mit viel Tempo ins Spiel gegangen. Sie haben die beiden Powerplays wirklich mit Biss und Nachdruck gespielt und haben dann auch verdient die beiden Tore gemacht. Im Anschluss an die beiden Powerplays haben wir das Spiel sehr gut in den Griff bekommen, wir sind nicht nervös geworden, wir haben auch nicht das Spiel zu sehr geöffnet, obwohl wir versucht haben den Anschlusstreffer zu machen. Wir sind nicht ohne Kopf und ohne System angerannt, sondern haben zwar versucht Druck zu machen, aber gleichzeitig noch 3 Leute zu haben, die nach hinten arbeiten - das ist uns sehr gut gelungen. Ich denke, dass Ingolstadt heute das Pech hatte, dass wir eine sehr sehr gute Leistung gebracht haben, vielleicht spielerisch sogar die beste in der ganzen Saison.
Trainerstimmen - Jim Boni (ERC Ingolstadt)
Ich gratuliere Mike und seiner Mannschaft, sie haben verdient gewonnen. Außer bei unseren zwei Toren in Überzahl, haben sie das Spiel ganz, d.h. über die 60min hinweg, kontrolliert. Wir haben heute ohne Fearns und Bouchard gespielt, dafür ist Steve Lingren wieder mit dabei gewesen, der aber nur 50% Leistung bringen konnte, weil ihm nach zweieinhalb Monaten Ausfall einfach die Spielpraxis fehlte. Die Mannschaft hat alles gegeben, mehr geht und können sie nicht. Was ich hier nicht verstehe sind die Leute - ich weiß nicht was sie erwarten. Wenn wir vollbesetzt sind und 130% Leistung abrufen und keine Fehler machen, haben wir eine Chance gegen Düsseldorf - genau eine Chance. Ich verstehe das wirklich nicht, ich weiß nicht was die Leute hier erwarten - wir sollen Berlin schlagen, Düsseldorf schlagen... Dieses Jahr ist hart, dieses Jahr spielen wir gegen den Abstieg, nichts anderes. Das ist ein schweres Stück Arbeit. Das ist alles, was ich zu sagen habe.