ERCI - NIT 1:3 // Sonntag, 08.12.2002
20 Minuten reichten nicht
Beste Stimmung war heute im Stadion an der Jahnstraße. Das Derby Ingolstadt gegen Nürnberg wurde begleitet von zahlreichen Aktionen, als da beispielsweise die "gib Lebkuchen gegen Audi-Aktion" war, oder Hasen und Nikoläuse zahlreiche Süßigkeiten unters Volk brachten. Mit ein Garant für die Stimmung war heute auch noch eine Aktion zugunsten des Vereins "Wirbelwind", der sexuell missbrauchten, misshandelten Kindern und Frauen hilft. Unter dem Strich spülte jede Minute "Stimmung" im Pantherkäfig 25 Euro in die Kassen von Wirbelwind.
Gespielt, ach ja, gespielt wurde natürlich auch noch und das im ersten Drittel gar nicht so schlecht. Es war ein schwungvoller Beginn von beiden Seiten. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bevor Neville Rautert nach einem schönen Pass von Terry Campbell zum ersten Mal gefährlich vor Nationalkeeper Seliger aufkreuzte. Eine Überzahlsituation brachte die Panther noch mehr in Vorteil und nur wenige Sekunden später wähnten die Gastgeber die Scheibe im Tor, die Gäste eher nicht. Der Videobeweise brachte für Ingolstadt nur einen Bully im Angriffsdrittel ein. Nur wenige Sekunden später Nürnberg abermals im Glück. Im letzen Augenblick bekommt Marc Seliger noch einen Ausrüstungsgegenstand an den Schlagschuss von Francois Bouchard.
Die erste Nürnberger Möglichkeit datiert aus der siebten Minute. Vitalij Aab semmelte (noch) vorbei. Die Aktion brachte die Tigers aber mit einem Mann mehr in Überzahl, Brad Burym musste auf der Strafbank Platz nehmen (Beinstellen). Der ERC ließ sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen, trotz einem Mann weniger war es Jason Ruff der plötzlich vor Seliger aufkreuzte. In der 13. Minute hatte Sam Groleau den Stock von Marc Savard im Gesicht, was dem Nürnberger wiederum 2 Minuten einbrachte. Neben dem Außenpfosten von Terry Campbell, hatte Seliger am meisten Mühe mit einem Schuss von Shayne Toporowski, den er noch gerade eben so mit der Hüfte abfälschen konnte. Unglücklich agierte kurz darauf der Unparteiische Hellwig, der zweimal abpfiff, obwohl der Puck völlig frei, unmittelbar neben Marc Seliger lag. Die Ereignisse überschlugen sich in der 17. Minute. Erst taucht wie aus heiterem Himmel ein Nürnberger völlig frei vor Kauhanen auf, fast im Gegenzug fällt der Führungstreffer aber auf der anderen Seite. Sam Groleau staubte nach einem Abpraller, Jomphe hatte abgezogen, ab.
Was folgte, ist in Ingolstadt gar nicht so unbekannt - ein schnelles Gegentor. Vitalij Aab ließ nur kurze Zeit nach dem 1:0 Ilpo Kauhanen nicht ganz so gut aussehen. Zum Schluss des ersten Drittels kam es dann knüppeldick. Erst musste Francois Bouchard auf die Sünderbank und nur 30 Sekunden später folgte ihm ein weiterer Panther, welcher die Strafzeit für Ilpo Kauhanen (Stockcheck) absaß. Bedeutete zwei Mann weniger für Ingolstadt. Mit der Überzahl konnten die Gäste über die Pause hinweg allerdings nichts anfangen. Der Puck lief, wie nicht anders zu erwarten war ordentlich durch die Reihen, die Verantwortung zum Schuss wollte anscheinend aber niemand übernehmen, so dass der Abschluss ausblieb. Die Gastgeber taten es den Nürnbergern gleich und ließen wenige Minuten später eine Überzahl zu ihren Gunsten ungenutzt verstreichen. Gut 28 Minuten waren absolviert, da zielte Thomas Greilinger nur ganz knapp am ERC-Gehäuse vorbei - eine Art Initialzündung für die IceTigers, die nun zunehmend immer mehr die Kontrolle über das Spiel gewannen. In der Abwehr häuften sich die Fehler bei den Gastgebern, wodurch Ilpo Kauhanen immer öfters eingreifen musste, so auch in der 33. Minute, als Sascha Genze den Puck nicht aus dem Verteidigungsdrittel brachte.
Zu allem Übel ließen die Ingolstädter Raukatzen ab der 17. Spielminute auch noch eine fünfminütige Strafzeit gegen Chris Luongo, welcher Jean-Francois Jomphe von hinten checkte ungenutzt verstreichen. Den ersten Vorstoß der Panther fing Jürgen Rumrich bereits im Ansatz ab und die Tigers tauchten plötzlich mit zwei Mann vor dem Ingolstädter Tor auf. nachdem Rumrich aber zu eigensinnig war, wurde ihm von Kauhanen der Zahn gezogen. Auf der Gegenseite entwickelten die Panther bis auf einige Schlagschüsse zu wenig Druck auf Seliger, so dass in der 42. Minute das Überzahlspiel endete, wie es begann - mit einer Chance für die Franken, aber auch Terry Yake scheiterte an Ilpo Kauhanen. Fortan probierten es die Gastgeber immer wieder, verzettelten sich aber immer wieder in Einzelaktionen, es gelang ihnen nicht an die Leistung des ersten Drittels anzuknüpfen. In der 49. Minute war es dann soweit. Wieder war es der frühere Wilhelmshavener Aab, der den Führungstreffer für Nürnberg markierte.
Die größte Chance auf den Ausgleich vergab die vierte Reihe, als Seliger bereits geschlagen auf dem Eis lag, die bedrängten ERC-Stürmer die Scheibe aber nicht im Tor unterbringen konnten. Am Ende brachte die Herausnahme von Ilpo Kauhanen die Entscheidung. 80 Sekunden vor dem Ende verließ er das Eis. Nachdem zuvor bereits Terry Yake wegen Stockstichs mit einer 5 plus Spieldauer vom Platz flog, agierten die Gastgeber fortan mit 6 gegen 4. 45 Sekunden vor dem Ende war der Vorteil dahin, Jason Young musste wegen Beinstellens auf die Strafbank. 16 Sekunden vor dem Ende schloss Robert Guillet einen abgefangenen Angriff der Panther zum alles entscheidenden 1:3 ab.
DEL, 27. Spieltag
ERCI NIT
Tore
1:0 Sam Groleau (18.)
1:1 Vitali Aab (18.)
1:2 Vitali Aab (49.)
1:3 Rob Guillet (60.)
Zuschauerzahl
3.290 Zuschauer
Schiedsrichter
HSR: Wolfgang Hellwig
LM: Ulrich Hatz
LM: Martin Ledermann
Strafminuten
Ingolstadt: 14 min.
Nürnberg: 64 min.
Torschüsse
Ingolstadt: 29 Torschüsse
Nürnberg: 24 Torschüsse
Bullies
Ingolstadt: 50 (65%)
Nürnberg: 27 (35%)
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Trainerstimmen - Mike Schmidt (Nürnberg Ice Tigers)
Heute hatte das Spiel echten Derbycharakter - es stand auf des Messers Schneide und hätte so oder so ausgehen können. Ich glaube, dass heute die etwas glücklichere Mannschaft den Sieg geholt hat, aber ich glaube auch, dass er nicht unverdient war. Ich muss meiner Mannschaft durch die Bank ein großes Kompliment aussprechen, jeder hat seinen Beitrag geleistet um hier den Sieg mit nachhause zu nehmen. Die Ingolstädter Mannschaft hat gekämpft, vorne und hinten und das 60min lang. Zum Schluss war vielleicht Marc Seeliger der Garant für den Sieg, den wir heute gebraucht haben. Wir haben die beiden langen Unterzahlspiele in Folge der großen Strafen gut überstanden, das gibt einen Motivationsschub und man hat gesehen, wie sich die Jungs gegenseitig auf der Bank angefeuert haben.
Trainerstimmen - Jim Boni (ERC Ingolstadt)
Ich gratuliere zuerst Mike und seiner Mannschaft zum Sieg. Das Spiel hat gut angefangen und ich war guter Dinge, dass wir heute punkten können. Wir haben zu wenig aus unseren Chancen im ersten Drittel gemacht. Ein 1:1 nach dem ersten Drittel war zu wenig. Der Schlüssel war das 5minütige Überzahlspiel - ein Lattenschuss ist einfach zu wenig. Mit einem Tor gewinnt man wenig Spiele - in den letzten drei Spielen haben wir insgesamt nur zwei Tore geschossen, entweder ist der Torhüter hervorragend oder wir verpassen das Tor, treffen nur den Pfosten... Momentan läuft es nicht, es ist schwer und depremierend aber wir müssen weiter nach Vorne schauen und weiter kämpfen.