ERCI - IEC 2:3 // Freitag, 25.10.2002
Punkte bleiben weiter aus.
Spannend waren sie eigentlich fast immer die Duelle gegen den Iserlohner EC. Auch heute stand das Spiel bis zum Schluss immer auf des Messers Schneide, was das für den ERCI tragische Endergebnis auch belegt. Von Animositäten zwischen den beiden Lagern, wie sie in den verschiedensten Medien zu lesen waren war vor dem Spiel eigentlich nichts zu sehen - dies begann erst nach dem Anpfiff.
Von der ersten Sekunde an lieferten sich beide Mannschaften einen Kampf um jeden Zenitmeter, ob am Eis oder an der Bande. Bereits nach sechs Sekunden mussten die Unparteiischen zum ersten Mal eingreifen, weil die Eishockeyschläger zu weit oben waren. Nach der kurzen Unterbrechung ging es aber energiegeladen weiter, fast konnte man glauben, die Trainer ließen ihre alte Fehde durch ihre Spieler auf dem Eis wieder aufleben. Die ersten Strafzeiten ließen so auch nicht lange auf sich warten, 45 Sekunden waren absolviert, da durften es sich Justin Harney und Jason Young auf der Strafbank bequem machen. Harney bekam zwei Minuten mehr aufgebrummt, was eine Überzahlsituation für die Panther zur Folge hatte. Hier waren die Hausherren allerdings sehr nervös, agierten zu hektisch, so dass man aus der zahlenmäßigen Überlegenheit kein Kapital schlagen konnte.
In der fünften Minute allerdings ein blitzsauberer Konter. Neville Rautert bringt die Scheibe ins Drittel und gerade als ihm ein Iserlohner die volle Aufmerksamkeit widmet, passt er an der blauen Linie entlang zu Jean-Francois-Jomphe (JFJ), der die Situation sofort erkennt und Jason Young bedient, der sich freistehend vor Waite die Ecke aussuchen kann und den Puck unhaltbar in die Maschen hämmerte.
Mit hohem Einsatz operierten beide Teams weiter: für Harney wäre der Einsatz fast zu hoch gewesen. Aus voller Fahrt setzte er mit seinem erhobenen Stock zu einem Check gegen den Ingolstädter Kapitän an. Die Hand, welche Jason Young zum Schutz vor seinen Kopf hielt rammte sich der Iserlohner Verteidiger wiederum ins Gesicht, nach einer kurzen Behandlung konnte Harney aber unverletzt weiter spielen. Ab diesem Zeitpunkt merkte man trotz aller Härte auch eine gewisse Theatralik in manchen Aktionen vor allem, so erweckte es den Eindruck, wenn Jean-Francois Jomphe an Aktionen beteiligt war. Dem Unparteiischen war dies egal, der Center musste auf die Strafbank. Aber auch die Gäste konnten mit ihrer Überzahl nicht viel anfangen. Auf der Gegenseite stand dem 2:0 das Metall und das fehlende Zielwasser (Jomphe), aber auch Jimmy Waite (Bouchard-Schuss nach Goodall-Pass) entgegen. So ging es mit dem knappen 1:0 Vorsprung in die erste Pause.
Im zweiten Drittel war der Schwung der Gastgeber anfangs wie weg geblasen. Zwei Strafzeiten gegen Sean Tallaire und Sven Zywitza verstärkten die plötzliche Übermacht der Gäste sogar. 82 Sekunden mit zwei Mann weniger standen an. Der Ausgleich eigentlich nur eine Frage der Zeit, ob er gefallen wäre wenn sich JFJ nicht so einen Schnitzer leistete bleibe spekulativ. Den Bully vor Kauhanen verloren, kam JFJ dennoch in den Scheibenbesitz, dann aber startete er, anstatt die Scheibe einfach tief zu spielen (16 Sekunden später wäre Sean Tallaire wieder gekommen) versuchte sich der Mittelstürmer an drei, vier Iserlohnern vorbei zu spielen. Diese luchsten ihm souverän den Puck ab und waren plötzlich mit 4 gegen 2 in der Angriffszone. Gegen den mächtige Schuss von Doug Ast war auch Ilpo Kauhanen machtlos.
Danach war irgendwie der Wurm drin, vor allem in Überzahl wollte den Panthern nichts mehr einfallen, teilweise lief die Scheibe zwar schön durch das Angriffsdrittel, allerdings vergaß man den Abschluss zu suchen, andererseits wollte auch kein Stürmer dorthin wo es bekanntermaßen weh tut, direkt vor Jimmy Waite. Und so kam es wie es kommen musste, auf der Gegenseite beschäftigte Lipsett die komplette Hintermannschaft inklusive Keeper und Scott King konnte auf der linken Seite völlig unbedrängt zur Iserlohner Führung einschieben (30.).
Danach hätte man in einer weiteren Überzahlsituation eine gute Chance gehabt, das Ergebnis wieder auszugleichen, Glen Goodall stellte das nominelle Verhältnis auf dem Eis allerdings wieder her und folgte nur 13 Sekunden später Andrej Podkonicky auf die Sünderbank. Für eine Showeinlage sorgte der Ingolstädter Keeper eine Zeigerumdrehung später. Ohne Schläger sprang er mit einem Becker-Hecht der Scheibe entgegen und begrub diese unter seinem Körper.
In der 35. Minute kehrte das Glück auch wieder zu den Raubkatzen zurück. Vor Waite fällt JFJ die Scheibe noch einmal vor den Schläger und im zweiten Versuch gelang es ihm den Puck ins Tor zu wuchten. Sekunden später hatte Rainer Suchan die Chance zum erneuten Führungstreffer der Panther, allerdings erkannte er den besser postierten Stürmer nicht und versuchte sich bei einem Break selber an Waite. Der Iserlohner Keeper wahrte das Unentschieden auch kurz später, als JFJ eigentlich alles richtig machte, den Puck um den am Boden liegenden Torhüter herumzog, noch verzögerte und dann einschieben wollte, aber irgendwie schaffte es Waite noch an die Scheibe zu kommen. Auf der Gegenseite ergaben sich aber auch Chancen: Christian Hommel entwischte Neville Rautert und konnte erst im letzten Augenblick am Torschuss gehindert werden.
Im letzten Abschnitt sprach anfangs eigentlich alles für den ERCI. Die Panther dominierten das Spiel, wenngleich die Roosters mit ihren Kontern immer gefährlich blieben. Einer dieser Konter brachte dann auch die Entscheidung. Ausgerechnet vier Sekunden vor Schluss gelingt es Podkonicky Ilpo Kauhanen mit einem Schuss, abgegeben kurz nach Überqueren der blauen Linie, zu überwinden und die Schanzer, die bis dahin zahlreiche Einschussmöglichkeiten vergaben ins Tal der Tränen zu stürzen. Naben den zahlreich ausgelassenen Möglichkeiten haderten viele Anhänger am Ende auch noch mit den Unparteiischen, da viele den Torschützen im Abseits wähnten.
Der Pfiff aber blieb aus und somit bleibt Jim Boni nichts anderes übrig, als weiter nach vorne zu schauen. nach vorne heißt jetzt erst einmal die Halloween-Party am Samstag und dann eine Woche frei um die physischen und psychischen Wunden zu heilen. Immerhin musste der Trainerstab des Aufsteigers mit Jason Ruff, Petr Bares, Sam Groleau, Mike Bales, Alexander Genze und Steve Lingren auf fünf Leistungsträger verzichten. Um so erstaunlicher eigentlich, dass der ERCI die Iserlohner über weite Strecken der Partie im Griff hatten, bedenkt man, dass u.a. auch Glen Goodall nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war (Leiste). Punkte gibt es dafür aber keine gutgeschrieben.
DEL, 16. Spieltag
ERCI IEC
Tore
1:0 Jason Young (5.)
1:1 #18 (24.)
1:2 Scott King (30.)
2:2 Jean-Francois Jomphe (35.)
2:3 Andrej Podkonicky (60.)
Zuschauerzahl
2.309 Zuschauer
Schiedsrichter
HSR: MÜLLER Gerhard
LM: SPRENGER Andreas
LM: WALTER Christian
Strafminuten
Ingolstadt: 20 min.
Iserlohn: 30 min.
Torschüsse
Ingolstadt: 28 Torschüsse
Iserlohn: 26 Torschüsse
Bullies
Ingolstadt: 47 (61%)
Iserlohn: 30 (39%)
Anzeige
Trainerstimmen - Greg Poss (Iserlohn Roosters)
Ich denke, dass Ingolstadt im ersten Drittel die klar bessere Mannschaft war, weil sie v.a. im Zweikampf sehr gut waren, wir dagegen waren nicht richtig wach. Im zweiten und letzten Drittel haben wir dieses Problem behoben. Wir haben da offensiver gespielt und durch das Tor am Ende die Punkte geholt. Wir müssen unbedingt die Defensivfehler vor dem Spiel am Sonntag gegen Köln abstellen.
Trainerstimmen - Jim Boni (ERC Ingolstadt)
Wir haben im ersten Drittel ein paar sehr gute Chancen nicht reingebracht, Iserlohn ist dann besser ins Spiel gekommen. Ich denke, es war schon ein 2:2 Spiel, so ein Tor kurz vor Schluss von der blauen Linie zu bekommen ist schon bitter, es ist eine harte Niederlage, besonders im Moment, wenn man auf die Tabelle sieht. Aber trotzdem ein Lob an meine Jungs, sie haben alles gegeben, alles versucht, es hat nicht gereicht. Heute war nicht unser Tag, hoffentlich kommen ein paar Spieler nach der großen Pause zurück.