ERCI - KEC 0:2 // Sonntag, 13.10.2002
Wohl dem der einen Mirko Lüdemann hat.
Eishockey ist so einfach - hier sind sich die Trainer, Hans Zach und Jim Boni einig. Am Ende, so Nationaltrainer Hans Zach gaben lediglich die beiden Tore von Mirko Lüdemann den Ausschlag. Der bessere Torhüter habe auf keinen Fall das Spiel entschieden, dies wäre dem Alpenvulkan nach eine Beleidigung gegenüber dem Ingolstädter Keeper Ilpo Kauhanen gewesen.
Einfache und unter dem Strich eigentlich absolut richtige Analyse eines guten DEL-Spieles, das den Ingolstädtern wieder zeigte, dass sie mit Meisterschaftsfavoriten mithalten können, lediglich winzige Kleinigkeiten den Ausschlag geben, dass man am Ende mit leeren Händen dasteht.
Vor dem Spiel waren sie alle heiß, der Trainer versuchte den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen und sprach, zwar nicht deutlich von einer einkalkulierten Niederlage, aber alleine die Tatsache dass es sein Aufsteiger Ingolstadt mit dem deutschen Meister zu tun hatte, rechtfertigte jegliches Understatement. Intern hatte sich der Erfolgscoach sicherlich auch eine kleine Chance ausgerechnet und diese hatte man am Ende auch. Wirklich besser waren die Kölner nicht, da trifft die Analyse von Hans Zach den Nagel schon auf dem Kopf.
Es begann alles wie es aufhörte, irgendwie war alles ein großes Miteinander. Die Kölner Fans durften mit den Ingolstädter Fans ihre Fahnen vor dem Spiel auf dem Eis schwingen und gemeinsam zauberte man eine gänsehautproduzierende Stimmung in das altehrwürdige Eisstadion an der Jahnstraße. Vom Anfangsbully weg entwickelte sich ein spannendes, weil körperlich engagiertes und aggressives Spiel beider Seiten, dass zu Beginn die Hausherren optisch leicht im Übergewicht sah. Der Unparteiische Rademaker reagierte in den Anfangsminuten auch genau richtig und ließ die beiden Parteien ihre Streitigkeiten unter sich ausmachen. Zum ersten Mal griff er in der sechsten Spielminute ein. Bis dahin gab es zwar zahlreiche andere Aktionen, die zwei Strafminuten gerechtfertigt hätten, getroffen hat es zum ersten Mal allerdings Christoph Melischko. Geholfen hat es den Gästen allerdings nichts, im Gegenteil der Chefabräumer vor dem Ingolstädter Tor, Rick Goldmann sorgte auf der Gegenseite dafür, dass Chris Rogles zweimal nicht gerade sicher aussah, mit den zwei Schüssen des Ingolstädters erhebliche Mühe hatte. Kaum waren die Gastgeber wieder komplett, zeigte Rogles allerdings all seine Klasse. Jean-Francois Jomphe passte in die Mitte und eigentlich sah es wie so oft am heutigen Abend so aus, als ob eben gerade vor dem Tor keiner frei stünde, da lief sich Sam Groleau sensationell gegen seinen hünenhaften Verteidiger frei und hielt voll drauf, aber wie bereits erwähnt, der Kölner Keeper souverän.
Im ersten Drittel dominierten beide Teams vor allem mit einem starken Penalty Killing, sprich Unterzahlspiel. In der elften Minute hatte der Haie-Keeper allerdings auch das Glück auf seiner Seite, als er einen von Jason Young abgefälschten Schuss noch gerade so erwischte. Weniger Glück hatte Ilpo Kauhanen auf der Gegenseite, Schuld trifft ihn am 0:1 der Gäste allerdings keine. Beim Gewaltschuss Mirko Lüdemanns war ihm die Sicht völlig versperrt, der Kölner Verteidiger, hatte zudem voll durchgezogen - was ein Gerät. Mehr als unglücklich auch das 0:2. Chad Allen verliert an der linken Bande seinen Helm, zieht sich um einer Strafzeit zu entgehen sofort aus dem Geschehen zurück, hinterlässt allerdings hinten eine kleine Lücke, die erneut Mirko Lüdemann sofort erkennt und Kauhanen zum zweiten Mal hinter sich greifen lässt.
Zum Ende des ersten Drittels ließ Glen Goodall all seinem Frust freien Lauf. Hünen wie Fredrik Nilsson ließen dem kleinen Center allerdings auch nicht einmal die Luft zum Atmen. Nachdem die Partie aber von zwei enorm starken Defensiven bestimmt war, blieb auch diese Unterzahlsituation ohne Folgen.
Im zweiten Drittel und im Schlussabschnitt war es wieder die Defensive, vor allem die der Kölner, die für die Rettung dieses Ergebnisses über die Zeit sorgten. Die Ingolstädter hatten zwar einen Pfosten- (Bouchard) und einen Lattentreffer zu verzeichnen, aber auch die Gäste hatten ihre Breakmöglichkeiten. So blieb es schlussendlich beim 0:2 und der Tatsache, dass Hans Zach mit seiner Analyse absolut recht hatte. Den Panthern bleibt unter dem Strich nur das Kompliment von Hans Zach, dem deutschen Meister ebenbürtig gewesen zu sein, in der Tabelle trennen beide acht Punkte und acht Plätze. Acht Plätze, deren Unterschied man heute wahrlich nicht wahrnehmen konnte, was von den Fans am Ende auch honoriert wurde. Dass den Spielern, bei denen die Enttäuschung nach dem Schlusspfiff überwog nicht nach Feiern zumute war, wurde auch von den Anhängern toleriert. Am Ende bleiben die Punkte den Kölnern, das Komplment des Kölner Trainers allerdings dem Aufsteiger - ist das nichts?
DEL, 13. Spieltag
ERCI KEC
Tore
0:1 Mirko Lüdemann (13.)
0:2 Mirko Lüdemann (16.)
Zuschauerzahl
3.403 Zuschauer
Schiedsrichter
HSR: RADEMAKER
HSR: Axel
LM: HATZ Ulrich
LM: LEDERMANN Martin
Strafminuten
Ingolstadt: 8 min.
Köln: 12 min.
Torschüsse
Ingolstadt: 26 Torschüsse
Köln: 17 Torschüsse
Bullies
Ingolstadt: 44 (59%)
Köln: 30 (41%)
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Trainerstimmen - Hans Zach (Kölner Haie)
Es war ein sehr schnelles, hartes und intensives Spiel, das von beiden Seiten sehr fair geführt wurde. Dies hatte auch der Rahmen mit den vielen, tollen Zuschauern hier in Ingolstadt verdient. Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Die 2:0 Führung spielte uns natürlich in die Karten, da konnten wir hinten gut spielen, kontern und uns ausrichten. Aber Ingolstadt hat trotzdem, dass sie Druck gemacht haben und den Anschluss erzielen wollten, keine Konterchancen zugelassen. Ich bin hochzufrieden gegen eine starke Ingolstädter Mannschaft heute 2:0 gewonnen zu haben.
Trainerstimmen - Jim Boni (ERC Ingolstadt)
Ich gratulieren Hans und seiner Mannschaft zum Sieg. Ich glaube, jeder hat gesehen, dass wir wirklich alles gegeben haben und an die Grenze gegangen sind, aber es hat heute nicht gereicht. Wir hatten gute Torchancen, darunter auch ein paar Pfostenschüsse. Im dritten Drittel hat man gesehen, als Bouchard beim leeren Tor auch nur den Pfosten traf, dass die Scheibe heute einfach nicht ins Tor wollte. Wie Hans bereits gesagt hat, haben die Kölner nach der 2:0 Führung hinten gut defensiv gespielt und es war immer schwer für unsere Jungs über die blaue Linie zu kommen und als erster an die Scheibe im gegnerischen Drittel zu kommen. Die Haie haben das sehr gut gemacht und eine Wand an der blauen Linie aufgestellt, es war schwer für uns. Aber trotzdem, Hut ab vor meiner Mannschaft, sie haben wirklich alles gegeben. Wenn wir jedes Spiel so spielen wie heute, gewinnen wir ein paar mehr Spiele. Es ist schwer jedes Wochenende 120% zu geben, weil das an die Substanz geht, besonders mit ein paar Verletzten, die wir im Moment haben.