Wir stehen zusammen!

Profis // Freitag, 30.03.2018

"Ein unbeschreibliches Gefühl"

Mit Benedikt Schopper verlässt ein Meisterpanther den ERC nach fünf Jahren. Ehe er sich am Samstag offiziell auf der Saisonabschlussfeier (12 Uhr, Saturn Arena) verabschiedet, hat er für uns mittels Fotos auf die tolle Zeit zurückgeblickt:


Mein Spielstil ist sehr verbissen. Viele Trainer, nicht nur Ingolstadt, sagten mir, dass ich zu verbissen bin und lockerer werden sollte, weil das für mein Spiel besser wäre. Das hat teilweise auch geklappt. Wenn aber etwas nicht klappt, bin ich zu verbissen und will alles zerreißen. Die Verbissenheit kann man auch auf dem Foto sehen. Es stammt aus dem Finale 2014. Da war unsere ganze Mannschaft verbissen und deswegen haben wir den größten sportlichen Erfolg für mich selber und den ERC geholt.


Das war der Jubel nach meinem berühmtesten Tor (Schopper traf 2014 zum Verlängerungssieg im entscheidenden Pre-Playoffspiel gegen Berlin; die Redaktion). Zu dem Tor wäre es aber gar nicht gekommen wenn der Gawi und der Hammer (Christoph Gawlik und Tim Hambly; die Redaktion) das Spiel nicht ausgeglichen hätten. Klar, es ist schön so ein Tor zu schießen und dass das Spiel dann aus ist. Ein unglaubliches Gefühl. Das habe ich in meinem Kopf und das wird auch nie herausgehen.


Das sind Momente, da kannst du noch soviel saufen, das kannst du nicht vergessen. (lacht) Als wir ein paar Monate später wieder nach Köln gekommen sind, da haben wir immer noch die Bierflecken an der Decke gesehen. Das haben sie in diesem Jahr das erste Mal ausgetauscht, da haben’s wahrscheinlich die Schnauze voll gehabt.
Die Feier in der Kabine war toll, ein komplett positives Chaos. Ich kann mich noch genau erinnern, was ich getan habe: Ich bin raus und habe mit allen daheim telefoniert. Meine Frau, damals noch meine Verlobte, war stinksauer, dass ich zu ihr gesagt hatte: Du gehst in’d Arbeit, du machst nicht blau für das Spiel. Sie war sauer, dass sie nicht dabei war, weil das auch für sie ein großer Moment war. Was mir damals auch wichtig war und was man auf dem Foto bei der Bierflasche und Dingis Hand (Derek Dingers Hand; die Redaktion) nicht sieht: Ich brauchte ein Bild mit dem Pokal und meinem Oberteil, auf dem auf der Brust, auf der Herzseite, der Spitzname meines verstorbenen Freundes steckt. Es war mir wichtig, für seine Familie und alle die ihn gekannt haben ihm auch den Pokal zu widmen, weil er ein Kindheitsfreund war. Er war sportverrückt und hat mich, wenn ich manchmal keine Lust zum Laufen hatte, gezwungen. Abends sind wir fortgegangen, tagsüber haben wir Sport gemacht. Das war das Erste, was ich nach dem Spiel bei Facebook gepostet habe.

Meine Frau hat mir eine Collage mit den Bildern aus dem Meisterjahr gemacht. Die Collage hängt im Schlafzimmer, ich sehe die Bilder jeden Tag, wenn ich aufwache. Als Profi will man immer gewinnen. Man wäre auch zufrieden, wenn man eine lange Karriere hat und nichts gewinnt, aber als wir gewonnen haben, da ist man richtig süchtig danach geworden. Wir hatten das Jahr drauf nochmal die Chance und es war so bitter, dass wir das Finale dann verloren haben. Der Wille und die Sucht war noch da. Ich will unbedingt das Ding nochmal gewinnen.


Das war bei der Meisterfeier auf dem Rathausplatz. Es war ein super Gefühl, mit all den Fans zu feiern. Ich habe die Videos davon immer noch auf meinem Handy. Irgendwo in der Menge steht meine ganze Familie. Meine Verwandten waren in den Trikots gekommen, von jeder meiner Karrierestationen. Sie sind dann angesprochen worden: Kommt’s ihr aus Krefeld, Hannover… seid’s ihr verrückt? Nein, nein, wir sind die Familie. Dann haben’s angestoßen. Für meine Familie war das auch ein toller Tag. (Pause) Aber ich glaube, ich habe keinen erwischt mit dem Bier. (lacht)


Ich habe erst gedacht, dass ihr das Bild aus dem Halbfinale gegen Hamburg nehmt… (Schopper verlor, ohne dem Kampf zugestimmt zu haben, bei Schlägen David Wolfs sieben Zähne; die Redaktion). Allgemein zu Raufereien kann ich sagen: Ich bin keiner, der ins Spiel geht und sagt: Heute muss ich jeden blöd anmachen, mit unfairen Aktionen provozieren und mich mit einem prügeln. Schlägereien sind nichts Positives, ich will zum Beispiel nicht, dass mein Sohn das später mal macht. Für mich muss das einen triftigen Hintergrund haben, warum das passiert. Aber leider gehört es manchmal dazu. Ich bin im Eishockey so aufgezogen worden, dass es ein komplettes No-Go ist, wenn jemand den Torwart anfasst. Wenn es dazu kommt, muss man es machen. Nicht nur, weil ich den Pille (Timo Pielmeier; die Redaktion) mag. Das würde jeder andere dann auch machen… außer der Greile vielleicht (lacht; gemeint ist Torjäger Thomas Greilinger; die Redaktion).


(lacht) Vielleicht ist das ja meine Zukunft. Vielleicht wechsle ich nochmal zum ERC, als Eismeister. (lacht) Ich hasse es, wenn man ewig auf der Bank sitzt und warten muss, bis man weiterspielen kann. Da ist mir der Kragen geplatzt und ich bin selbst zur Tat geschritten. Manny (gemeint ist EX-Trainer Manny Viveiros; die Redaktion) sagte mir dann, dass ich das normalerweise nicht machen darf, weil man dafür eigentlich eine Strafe bekommt. Da haben’s wahrscheinlich ein Auge zugedrückt.
Was ein Verhältnis zwischen Spielern und Eismeistern herrscht? In Weiden war’s nicht schlimm, aber die haben uns schon im Griff gehabt. Da hat sich keiner getraut, eher aufs Eis zu gehen. Die sind mal in die Kabine rein und haben uns zusammengeschissen. Ansonsten gibt’s schon immer wieder Sachen, wo man aneinander kommt. Als Spieler will man natürlich ein gutes Eis haben.


Das Foto stammt vom Stars & Skills Wettbewerb der DEL. Ich habe den ERC damals im Schusswettbewerb vertreten, wie schon in meinem ersten DEL-Jahr für Hannover. Die Leute sagen, dass ich einen harten Schuss habe – leider zu selten. Ich lege alles in den Schuss und denke, ich muss durch den Torwart durchschießen. Igor (gemeint ist Betreuer Hasko; die Redaktion) sagte zu mir immer: Schoppi, schieß nicht hart, schieß mit Technik. Igor überredete mich, einen weicheren Schläger zu spielen, was er dann aber bedauert hat, weil ich mehr Schläger gebraucht habe. (lacht) Bei diesem Wettbewerb war es extrem: Ich war für drei Schüsse mit zwei Schlägern angereist. Dafür haben sie mich ausgelacht. Aber das Ende vom Lied war, dass die beiden bei den ersten beiden Schüssen kaputt gegangen sind. Ich habe später im Scherz erzählt, dass Danny Irmen (der mitgereiste Stürmer war für seine Streiche bekannt; die Redaktion) die Schläger angesägt habe. (lacht) Für den dritten Schuss habe ich mir dann von meinem Freund Kai Hospelt geborgt. Der hat aber einen kleinen Zahnstocher, der überhaupt nicht gepasst hat und ich genauso mit einem Rechten schießen hätte können. Ich bin dann im Mittelfeld gelandet, für die Umstände war es nicht schlecht, aber mich hätte es interessiert, ob ich da vielleicht sogar mit’m Lalonde (Gewinner Shawn Lalonde; die Redaktion) mithalten hätte können.


Ich bin als Audi-Fan aufgewachsen. Mit meinem Fußball- oder Feuerwehrverein meiner Heimatstadt waren wir einmal im Audi-Werk, da war ich ganz klein. Das ist mir im Kopf geblieben. Mein Vater hatte immer Audis und mein Bruder hat sie getunet, ich stamme aus einer Gegend, in der das viele gemacht haben. Lustigerweise bin ich eines Tages in Ingolstadt gelandet. Ich habe mir schon mehrmals das Werk angeschaut und immer, wenn wir vom ERC aus Audi-Termine hatten, hat mich das besonders gefreut. In dem Auto auf dem Foto bin ich mal gefahren, das Zukunftsfahren mit dem Piloted Driving. Es war ungewohnt, dass man selbst nicht steuert, aber es hat funktioniert. Das war interessant.


Wir werden Ingolstadt nicht nur mit dem Eishockey in Verbindung behalten. Wir haben zwei Kinder, die im Ausweis „Geburtsort: Ingolstadt“ stehen haben werden. Wir haben uns familiär hier festgesetzt. Wir verlassen nicht wirklich Ingolstadt und werden die Sommer hier sein. Es wird unsere Wahlheimat sein.

Zurück

Dies könnte sie auch interessieren

Benedikt Schopper im Interview. Foto: City Press

Di, 12.12.2017 // Profis

Das Familienrezept

Benedikt Schopper im weihnachtlichen Interview ...

Benedikt Kohl war zuletzt Panther-Kapitän, heute feiert er sein 100. DEL-Spiel. Foto: st-foto.de / Strisch

Mi, 30.12.2015 // Profis

Verteidiger mit Panther-Jubiläen

Kohl und Schopper mit runden Spielen ...

MagentaSport Playoffs 2024

Anzeige