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Profis // Freitag, 18.03.2016

"Ich wünsche dem ERC das Beste"

Mit Björn Barta verlässt ein Meisterpanther den ERC Ingolstadt. Der Angreifer rackerte insgesamt sechs Spielzeiten im Panther-Trikot, früher als Punktesammler, zuletzt als Veteran in der vierten Reihe. Barta hätte natürlich am liebsten weiter in einer Scorerreihe gespielt, aber er hatte erkannt, in welcher Rolle er dem Team helfen konnte – und erfüllte sie tadellos. Er sagt: „Schade, dass die Zeit in Ingolstadt zu Ende geht. Andererseits weiß ich natürlich wie das Geschäft ist und dass der ERC nach einem Jahr, in dem der Erfolg nicht so da war, den Kader verändern will. Das ist in Ordnung und ich wünsche dem ERC das Beste.“ Barta, der seine Karriere fortsetzen wird, blickt auf ruhm- und episodenreiche Jahre als Panther zurück.


Das ist das erste Foto aus meiner Zeit beim ERC Ingolstadt. 2005/06 war das, ich kam damals aus Augsburg. Der Wechsel war damals nicht so problematisch, wie das vielleicht heute klingt. Die Rivalität, wie es sie heute gibt, war damals noch nicht so krass – keiner in Augsburg hat mir das übel genommen, nie wurde ich dort negativ empfangen. Augsburg war damals der Club, zu dem man als junger Deutscher gehen musste, um viel Eiszeit zu bekommen. Charlie Fliegauf (heute Manager in Wolfsburg; die Redaktion) war damals dort Manager. Er hat mich und Ronny Arendt (später Dauerbrenner in Mannheim; d.R.) geholt und bin zum DEL-Spieler gereift. Ingolstadt war der logische nächste Schritt. Der ERC hatte damals schon den Anspruch, oben mitzuspielen – das wollte ich auch.
Im ersten Jahr waren wir gleich sehr erfolgreich. Nach der Vorrunde waren wir Zweiter – scheiterten dann aber im Viertelfinale mit 3:4 an Hannover. Das war natürlich schade. In meinem zweiten Jahr wurden wir Vierter, scheiterten aber erneut im Viertelfinale, diesmal an Köln. Unter der Saison hatten wir mitbekommen, dass Ron Kennedy (2009 verstorbener Panther-Coach; d.R.) krank wurde.
Ich verstand mich damals mit Yannic Seidenberg sehr gut, mit ihm habe ich viel in Ingolstadt unternommen. Spontan fällt mir auch Ken Sutton ein, der knapp 400 NHL-Spiele bestritten hatte und ein absoluter Führungsspieler war. Und natürlich Jimmy Waite, einer der besten Torhüter, den die Liga je gesehen hatte.


Das Foto muss aus dem Jahr nach meiner Rückkehr aus Nürnberg stammen. Benoit Laporte, den ich schon aus Augsburg kannte, war damals in Nürnberg Trainer und hatte mir relativ früh gesagt, dass er mich nach Nürnberg holen wolle. Die Ice Tigers gaben mir einen Zwei-Jahres-Vertrag, am Ende blieb ich fünf Jahre dort. Bei der Rückkehr nach Ingolstadt wurde ich sehr freundlich empfangen.
Das Foto zeigt mich in einem Spiel gegen meine Heimatstadt Berlin. Wobei Solingen meine Geburtsstadt ist und nicht Berlin, das hat man im Verlauf meiner Karriere dann aber auch geschafft, richtigzustellen. (lacht) Natürlich ist es immer etwas Besonderes gewesen, in Berlin zu spielen. Meine Eltern, meine Patentante und mein Patenonkel waren dann regelmäßig vor Ort. Seit der Felski (Sven Felski, Eisbären-Legende; d.R.) aufgehört hat, kannte ich bei den Eisbären selbst aber eher keinen mehr. Das Management ist ein anderes als früher, in meinem ersten Profi-Jahr war Lenz Funk dort noch dafür verantwortlich. Er schickte mich zur Entwicklung für ein Jahr in die Zweite Liga, als es dann ums Wiederkommen ging, war er dann nicht mehr Manager. Als ich dann in die DEL kam, gab es mit Berlin eigentlich nie wirklich kontakt.


Das Foto habe ich zuhause. Das ist ein Bild aus dem Finale 2014 gegen Köln. Da hatte Piet (Patrick Köppchen; d.R.) ein Tor geschossen und ich bin zum Jubeln hingefahren. Er hatte eine überragende Playoffserie und ist auch sehr in der Offensive in Erscheinung getreten. Ich habe fast jedes Jahr Playoffs gespielt, in jenem Jahr war das aber speziell. Wir standen schon in den Pre-Playoffs mit dem Rücken zur Wand, dann hat Schoppi (Benedikt Schopper; d.R.) das entscheidende Tor geschossen. Jeder dachte da: Mensch, geil – das war ein ganz besonderer Moment, der alle mitgerissen hat. Sunny (Trainer Niklas Sundblad; d.R.) sagte vor der Viertelfinalserie gegen Krefeld dann: „Jungs, nicht durchdrehen“ – was wir dann aber natürlich trotzdem taten. (lacht) Dann sind wir in Krefeld gleich mal 0:5 abgeschossen worden, da sind wir aber nochmal zurückgekommen. Später sind wir wegen einer Krankheit stark ersatzgeschwächt angetreten und haben wieder gewonnen. Und so weiter. Es waren letztlich so viele Punkte, die in jenen Playoffs gegen uns sprachen. Lauter außergewöhnliche Sachen, die wir gemeistert haben. Schlüsseleffekte. Wir waren stets Underdog. Am Ende haben dann alle gesagt, wir haben verdient den Titel geholt.
Nochmal zurück zum Foto: Piet ist ein enger Freund von mir. Als Ingolstadt Interesse an ihm gezeigt hatte, rief er mich an und erkundigte sich nach der Stadt. Es war ein Traum, mit ihm zusammenzuspielen und dann auch noch eine Meisterschaft zu gewinnen.


Den Pokal hochzuhalten, das ist ein ganz besonderer Moment. Und das in Köln vor 18000 Menschen – wobei es dann, als wir den Pokal hochreckten, keine 18000 mehr waren. (lacht) Was ich sagen will: Außer zuhause kannst du in keinem besseren Stadion gewinnen als in Köln. Das war super, tolle Atmosphäre – dann war es still und wir haben gefeiert. Da fällt die ganze Saison von einem ab. Man hätte das Ganze filmen müssen, weil man im Trubel des Moments die Hälfte vergisst. Man rastet emotional aus. Man freut sich nur, lebt von Sekunde zu Sekunde und alles geht so schnell vorbei. Es wäre schön gewesen, das im Jahre nochmal erreichen zu können. Man sagt sich: Ich hätte mit dem und dem mehr feiern oder reden können, vielleicht hätte ich mich auf die Bank setzen sollen und alles von außen beobachten sollen.
Stimmt, es war schon mein zweiter Meistertitel, aber der war schon ein bisschen was anderes als der mit Köln 2002. Damals war ich als junger Spieler in der vierten Reihe tätig und hatte selbst in Spiel fünf bis zum Schlussdrittel Wechsel. Auch eine geile Meisterschaft, aber 2014 war ich ein gestandener Spieler, der mehr Einfluss nehmen konnte. Dazu die 50-Jahre-Feier des Clubs und wie der Titel zustande kam, plötzlich ohne Manager, ganz unten – eigentlich müsste man da ein Buch drüber schreiben.
Die Medaille, die um meinen Hals baumelt, hängt übrigens nirgends. Ich verwahre sie im Nachtkästchen. Vielleicht nicht gerade originell, aber so ist es eben.


Das Foto zeigt mich auf der Vizemeisterfeier 2015 auf dem Ingolstädter Rathausplatz. Ich habe mich immer gefreut, wenn ich den Fans einen Wunsch erfüllen konnte. Es war mir wichtig, da immer ein offenes Ohr zu haben und mir eine Minute Zeit zu nehmen. Das gehört für mich dazu.
Zur Saison: Sie war wieder erfolgreich. Leider nicht mit dem glücklichen Ende und sowas ist nie schön, aber immerhin bestätigten wir mit dem erneuten Einzug ins Finale den Titel aus dem Jahr zuvor. Wir waren alle enttäuscht, bei mir war es wahrscheinlich etwas weniger als bei den anderen, weil ich in dem Spiel nicht im Kader stand und deswegen nicht so mit Emotionen gefüllt war wie die Jungs auf dem Eis. Aber man musste Mannheim Respekt zollen, sie haben eine sehr gute Saison gespielt, sie waren die bessere Mannschaft.


Es war ein großer Wunsch, mit meinem Bruder Alexander mal zusammenzuspielen. Wir hatten einmal zuvor schon die Chance, als Hamburg mich holen wollte, da war es kurz davor gewesen. Zu Beginn unserer Karrieren wäre es wohl keine gute Idee gewesen, weil wir da direkte Konkurrenten gewesen wären – jeder wollte in Über- und Unterzahl spielen und so fort. Jetzt waren unsere Rollen verschieden, wir sind uns nie in die Bredouille gekommen. Das war Harmonie pur. Wenn man sich so gut versteht wie wir beide, die früher jeden Tag telefonierten, dann ist das toll, wenn man sich jeden Tag sieht. 90 Prozent der freien Tage in dieser Saison haben wir zusammen verbracht. Wir sind froh, dass es in unserer Karriere geklappt hat – die Saison hätte gerne noch länger dauern dürfen.


Ein Stück weit muss man stolz drauf sein, die 800-Spiele-Marke übertroffen zu haben. Das schafft nicht jeder. Ich bin relativ spät in die DEL gekommen, was wohl auch mit der Regelung zu den Importspielerlizenzen zusammenhing. Als ich 17 war und den ersten Profivertrag unterschrieb, da musstest du fünf Deutsche haben im Kader. Da hat man mich hochgezogen, ich habe damals nur trainiert. Ich bin dann mit 21 über die Zweite Liga in die DEL eingestiegen.
Die Zahl verweist auf ein gewisses Alter. (lacht) Und sie hat auch was mit Glück und Verletzungsfreiheit zu tun. Ich hatte den Schläger schon dicht unter der Nase oder habe auch den Windzug des Pucks im Gesicht gespürt. So ist es auch mit den Schüssen, wenn man sie blockt. Einmal hatte ich deswegen einen Mittelfußbruch, da hatte ich auch mal Unglück.
Natürlich hat auch die Fitness etwas mit dieser Zahl zu tun. Ich trainiere ja nicht ohne Grund den Sommer über hart, sonst würd ich mich aufregen. (lacht) Eishockey ist ohnehin im Verlauf meiner Karriere deutlich professioneller und athletischer geworden. Es kommt nicht mehr so oft vor, dass sich jemand mit Chips vollstopft. (lacht)


Das Foto gibt es? Schön! Es stammt von der Meisterschaft 2014 auf Kölner Eis. Meine Frau Laura war auch da und ich habe mit ihr direkt gefeiert. Deswegen habe ich das erste Ausrasten in der Kabine gar nicht mitbekommen. (lacht) Ich habe Laura in meiner Zeit in Köln kennengelernt, sie studierte damals Psychologie. Später wechselte sie zum Studium nach Salzburg, das passte, als ich in Augsburg, Ingolstadt und Nürnberg spielte. Nachdem unsere Tochter Mia-Lotta nun größer ist, hat Laura zu arbeiten begonnen, erst 10 und nun 22 Stunden in der Woche. Sie arbeitet in Köln, wo wir nach meiner Karriere auch wohnen wollen. Nächstes Jahr wäre ich komplett alleine hier gewesen. Ich habe seit Januar gemerkt, dass man mal drei Wochen in Folge eine Fernbeziehung haben kann, aber mit einem Kind ist das nicht so einfach. Mia-Lotta ist in einem Alter, in dem sie schnelle Schritte macht – 9 Monate also das Ganze, das wäre schwierig geworden. Das macht den Abschied aus Ingolstadt ein bisschen einfacher. Vielleicht klappt es mit einem Club in Nordrhein-Westfalen oder zumindest einem, der nicht 600 Kilometer weg ist. Mir ist es wichtig, dass meine Familie glücklich ist und dass ich bei ihr bin.

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