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Profis, Nationalmannschaft // Freitag, 29.09.2017

"Ehrenvolle Aufgabe"

Clayton Beddoes ist neuer Cheftrainer der italienischen Nationalmannschaft. Der 46-Jährige, der sein Amt als ERC-Assistenztrainer weiterführen wird, traf sich am Rande des Vinschgau Cups in Latsch (Südtirol) mit Andrea Gios, Präsident des italienischen Eissportverbandes FISG. Nun ist der Vertrag in trockenen Tüchern.

Herzlichen Glückwunsch zur Berufung, Clayton!
Beddoes: Danke vielmals. Ich freue mich sehr, dass mir der italienische Verband diese ehrenvolle Aufgabe übertragen hat.

Du hast bereits zwei Jahre für die italienische Nationalmannschaft gearbeitet.
Beddoes: Richtig, das war sicherlich auch ein Kriterium, das die Verbandsseite dazu bewogen hat, mich zu ernennen. Ich habe bereits Einsicht in den Verband und kenne viele Spieler. Außerdem war ich vier Jahre im Norden des Landes tätig, in Cortina und in Sterzing. Was das italienische Eishockey angeht habe ich darum, würde ich behaupten wollen, einen ganz guten Einblick, Verständnis und Gefühl bekommen. Das ist ein wichtiger Punkt.

Das sollte dir auch beim Spieler-Scouting helfen...
Beddoes: Genau, ich kenne schon viele der Spieler, die für eine Berufung in Frage kommen. Eine Großzahl spielt beim HC Bozen (EBEL) oder in der AlpsHockeyLeague. In beide Ligen habe ich ein Netzwerk und kann zudem an meinen freien Tagen die Spieler treffen, wenn sie beispielsweise vor einem Spiel in Salzburg, Dornbirn oder Innsbruck stehen, die nicht allzu weit von Ingolstadt entfernt liegen.
Mit den Spielern, die in Finnland, der Schweiz oder vielleicht auch Nordamerika unter Verträgen stehen, halte ich Kontakt und erkundige mich auch bei Trainern aus ihren Ligen nach Videos. Ich möchte ein Gespür für jeden Spieler haben, wie er sich fühlt, spielt, zur Nationalmannschaft steht und was er erreichen will.
Voraussichtlich wird es im Kader aber nicht allzu viele Wechsel geben. Stefan Mayr hat in der Spielerentwicklung und der Teamzusammenstellung gute Arbeit geleistet.

In Deutschland kennt man Mayr noch aus seiner Zeit als Coach der Schwenninger Wild Wings.
Beddoes: Ja, er ist auch hierzulande bekannt. Stefan ist ein guter Freund und steckte sehr viel Zeit und zusätzlichen Aufwand in die Arbeit mit dem Programm des italienischen Verbandes. Er schenkte jungen italienischen Spielern das Vertrauen und half ihnen sehr viel in der Entwicklung. Er ist ein großartiger Trainer. Ich wünsche ihm nur das Beste für seine Zukunft.

Apropos Zukunft: Wenn der ERC Ingolstadt eine äußerst erfolgreiche Saison spielt, könnte es zu einer Überschneidung in deinen Spielplänen kommen: der ERC im Finale, die italienische Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft.
Beddoes: Ja, hoffentlich passiert genau das! (lacht) Es kann zu einer Überschneidung um einige Tage kommen, ja, aber wenn wir mit dem ERC lange Playoffs spielen, werde ich voraussichtlich kein Spiel meiner Mannschaften verpassen. Bezüglich der WM-Vorbereitung werde ich mich – wie schon für die Vorbereitungsturniere – präzise mit meinen Assistenztrainern abstimmen. Wir werden das als Trainerteam hinbekommen, davon bin ich überzeugt.
Es ist außerdem gar nicht so außergewöhnlich, dass es zu einer solchen Situation kommt, bei Spielern wie Trainern, die mit ihren Mannschaften noch im Ligenbetrieb aktiv sind. (Bspw. war Pat Cortina als Cheftrainer von München und Ungarn in einer solchen Konstellation. Auch Beddoes‘ Vorgänger Mayr war nebenbei als Trainer eines Clubteams tätig; die Redaktion) Der Idealfall wäre darum, die WM nach hinten zu verlegen. Dazu wird es aber nicht kommen und darum werden wir in jedem Fall als Trainerteam unser Bestes geben.

Welche Sichtungs- und Vorbereitungsmaßnahmen planst du?
Beddoes: Nun, Nationalmannschaften haben in den beiden internationalen Pausen der Ligen Gelegenheit dazu, zusammenzukommen. Im November einerseits, in der Olympia-Pause andererseits. Ich denke, wir wissen, was uns bei der Weltmeisterschaft erwarten wird. Vor zwei Jahren waren wir bereits in der Division I, damals in Polen, diesmal in Ungarn.

Ein Spieler des ERC Ingolstadt gehört zur italienischen Nationalmannschaft: Joachim Ramoser. Was kannst du zu ihm sagen?
Beddoes: In den Turnieren, in denen ich ihn als Coach gesehen habe, kann ich nur sagen, dass er großartiges Talent und einen guten Charakter besitzt. Vor zwei Jahren war er bei der WM der Division I einer der besten Spieler des Turniers. Derzeit hat er noch einen Weg vor sich, physisch und psychisch, um von seiner Verletzung zurückzukehren. In fittem Zustand gehört er sicherlich zu den besten italienischen Spielern, wir sollten ihm aber Zeit geben, dass er wieder gesund wird und dann aufs Eis zurückkehrt.

Wo siehst du die größten Unterschiede in deiner Arbeit beim ERC und bei der Nationalmannschaft?
Beddoes: In Ingolstadt als Assistenztrainer arbeite ich Tommy Samuelsson zu. Natürlich bringe ich Ideen mit ein, die schlussendliche Entscheidung liegt aber bei Tommy. Wichtig ist es, dass man sich miteinander abstimmt. Es ist dennoch eine Menge Arbeit, zahlreiche Stunden, intensive Aufgaben.
Als Nationaltrainer bin ich nun für die Entscheidungen verantwortlich. Dort bin ich auch mit der Kaderplanung und der Turnierplanung betraut. Auch das wird sicherlich viel Arbeit mit sich bringen, aber ich werde auch hier mit Freude dabei sein.

Du bist Familienvater. Wie steht deine Familie zu deinem neuen Amt?
Beddoes: Positiv. Weißt du, meine Söhne haben einen Großteil ihres Lebens in Italien verbracht, für sie ist das sicherlich eine Art zuhause, mehr als etwa Kanada. Sie sprechen auch fließend italienisch. Sie sind jetzt im Schulalter, darum hat man in den Länderspielpausen ohnehin keine Gelegenheit mehr für gemeinsame Kurzurlaube. (lacht) Darum ist die Zeit nun günstig. Ich habe selbstverständlich auch die Meinung meiner Frau eingeholt. Sie bestärkte mich darin, das Amt des italienischen Nationaltrainers anzunehmen.

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