Profis, CHL // Dienstag, 06.10.2015
Das ist Göteborg
Servus, liebe Panther-Fans
heute Abend tritt der ERC Ingolstadt bei den Frölunda Indians zum Rückspiel des 1/16-Finales in der Champions Hockey League an. Das Spiel beginnt um 19 Uhr und die WebPanthers werden für euch live Bericht erstatten. Darf ich mich vorstellen? Ich bin Marcus Plahusch und bin einer der ehrenamtlichen Online-Crew des ERC. Heute Abend werde ich im Einsatz sein, denn das Spiel liegt in diesem Jahr sehr günstig für mich: Ich studiere derzeit in Göteborg. Ich möchte euch Land und Leute etwas näher bringen.
Wenn es nicht gerade regnet, ist Göteborg eine absolut traumhafte, wenn auch relativ junge Stadt – das älteste erhaltene Gebäude („Kronhuset“) ist gerade einmal gute 350 Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt hatte man in Ingolstadt bekanntlich unter anderem bereits das Reinheitsgebot verkündet und eine Universität gegründet.
Am besten lässt sich Göteborg erkunden, wenn man sich vom „Götaplatsen“ entlang der „Avenyn“ auf den Weg zum „Gustav Adolfs Torg“ macht. Der Platz ist benannt nach dem Stadtgründer, Schwedens König Gustav II. Adolf. Dabei handelt es sich übrigens um genau jenen Gustav II. Adolf, welcher sich bereits 1632 an den Schanzern die Zähne ausgebissen hat und dessen „Schwedenschimmel“ noch heute im Ingolstädter Stadtmuseum zu begutachten ist…
Die Göteborger lieben Fisch und Meeresfrüchte! Wer diese Leidenschaft teilt, dem ist ein Besuch der „Fischkirche“ (Feskekôrka) nur zu empfehlen. Dabei handelt es sich um einen Fischmarkt im Stile einer gotischen Kirche. Allen anderen sei eine zweite schwedische Spezialität ans Herz gelegt – die Kanelbulle. Diese Zimtschnecken gibt es an jeder Ecke, in jedem noch so kleinen Supermarkt oder Kiosk. In einem der vielen Cafés, insbesondere im Stadtteil Haga, bekommt man mitunter auch Varianten in der Größe einer Pizza aufgetischt. Am 4. Oktober findet gar der nationale „kanelbullens dag“ statt, der Tag der Zimtschnecke.
Auf dem Weg zum Stadion im Stadtteil Frölunda im Südwesten von Göteborg, kann man noch einen Abstecher in den Slottsskogen machen, den größten Park der Stadt. Dort lässt sich unter anderem ein Rudel Elche begutachten – mehr Schweden geht eigentlich gar nicht! Wie schon die beiden Gruppenspiele gegen Sheffield und Jyväskylä, findet nämlich auch die Partie gegen die Panther nicht im „Scandinavium“ im Zentrum Göteborgs, sondern im kleineren „Frölundaborgs isstadion“, der ‚Burg‘, statt. Die CHL stößt bei den Eishockeyfans in Göteborg, und in Schweden allgemein, nämlich noch auf relativ geringes Interesse. Wenn sie nicht gerade aus dem benachbarten Finnland kommen, werden die Mannschaften aus dem Rest Europas daher tendenziell noch eher belächelt. Das war zumindest bis zum vergangenen Dienstag!
Da mein Schwedisch gelinde gesagt noch ausbaufähig ist und auch meine schwedische Mitbewohnerin nicht zuhause war, habe ich allerdings nicht alles verstanden, was die schwedischen Kommentatoren so von sich gegeben haben. Die Wörter „Ingolstadt dominiert“, „imponiert“ und „fantastisch“ sind aber definitiv gefallen. Unter denjenigen Frölunda-Fans, welche bereits die Gruppenphase der CHL aufmerksamer verfolgt haben, waren die Panther aber schon aus den Spielen gegen Växjo als äußerst unangenehmer Gegner bekannt. Die Leistung in den beiden Spielen gegen den amtierenden Meister und insbesondere der Sieg im Rückspiel hat ihnen doch enormen Respekt verschafft. Auch die Kommentatoren im schwedischen Fernsehen waren voller Bewunderung für die Entwicklung des Ingolstädter Eishockeys (zumindest hat mir meine Mitbewohnerin das so übersetzt).
Tatsächlich war das Spiel gegen Ingolstadt die erste Niederlage für die Indians in der laufenden Saison. Neben vier Siegen in der Vorrunde der CHL, stehen sie auch in der schwedischen Liga mit zehn Punkten aus vier Spielen auf dem ersten Platz.
Die absolute Identifikationsfigur bei den Frölunda Indians ist Kapitän Joel Lundqvist, welcher auch gegen den ERCI das frühe 1:0 erzielte. Den Nachnamen verbinden die meisten Eishockeyfans in Deutschland jedoch wohl eher mit seinem Zwillingsbruder Henrik Lundqvist, dem Torhüter der New York Rangers. Wie der beeindruckende Großteil des aktuellen Kaders, kommen auch die Lundqvist-Zwillinge aus der Jugendabteilung der Indians. Beide sind bereits im Alter von 16 Jahren zu ihrem Lieblingsclub gewechselt und wurden 2000 im NHL Draft gezogen. Joel kehrte nach einem dreijährigen Intermezzo bei den Dallas Stars 2009 jedoch als Kapitän zurück nach Göteborg. Die größte Gefahr für das Panthertor geht aber wohl von Ryan Lasch, der in vier SHL-Partien bereits sechs Punkte gesammelt hat, sowie dem offensivstarken Verteidiger Henrik Tömmernes aus. Beide sind mit jeweils acht Punkten zudem Topscorer für Frölunda in der CHL.
Zu guter Letzt, kann ich den Panther-Fans, die nach dem Spiel noch den Achtefinaleinzug feiern wollen, nur die Andra Långgatan empfehlen. In dieser Straße finden sich viele verhältnismäßig günstige Bars und Kneipen. Das „64er“ von Nordbräu habe ich zwar noch nirgends entdeckt [das gibt es in der Panther Sportsbar, die heute Abend auch das Spiel live überträgt!], aber auch mit einem „Falcon“ oder „Pripps Blå“ für rund 3,50 Euro macht man nicht allzu viel falsch.
Wer Fragen hat, kann mich gerne unter marcus.plahusch@erc-ingolstadt.de kontaktieren.
Beste Grüße aus Göteborg und bis heute Abend,
Marcus
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