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Profis // Dienstag, 19.05.2015

Laktat und Leitfaden

Beständig und energisch tritt Fabio Wagner in die Pedale des Ergometers. Der Verteidiger des ERC Ingolstadt befindet sich in einem Arbeitszimmer des Reha-Zentrums „Passauer Wolf“ und absolviert den Leistungstest zum Auftakt des Sommertrainings.
Sechs Sensoren pappen auf Wagners blanker Brust, vier weitere auf dem Rücken, er hat eine Atemmaske auf. Kabel leiten die Leistungsdaten zum Computer. Dort tauchen sie als Kurvendiagramme und Zahlenreihen auf. Aktuell radelt er gegen 250 Watt an, ein Widerstand wie ein stärkerer Anstieg. Wagners Puls bleibt konstant. Physio Alexander Meierl blickt auf die Zahlen und nickt anerkennend.
Maritta Becker, die ERCI-Fitnesstrainern und Koordinatorin des Sommertrainings, arbeitet in einem Raum am anderen Ende des Stockwerks. Sie erzählt, dass sie den Spielern einen möglichst passenden Trainingsplan für den Sommer mitgeben will. Jeder soll fit zum Trainingsstart kommen, bei dem dann ein erneuter Leistungscheck stattfinden wird.
Becker nimmt ihre Sache genau. Sie misst Größe und Gewicht der Spieler, erfasst das Körperfett der Spieler und so fort. Sie will anhand der sogenannten Anamnese (ärztliche Erhebung von Daten, die zu einer Diagnose führen können) wissen, welcher Spieler an welchen Stellen Verbesserungspotential hat, woran er arbeiten sollte. Becker will ihnen für die Sommerwochen einen Leitfaden mit in die Hand geben.
Zurück in den Raum mit dem Ergo-Meter. Physio Meierl hat Ärztehandschuhe an. Mit einem spindeldürren Röhrchen nimmt er Blut aus Wagners angepikstem linkem Ohr. Der durchsichtige Zylinder ist umgehend voll, Meierl verschließt es in einer Kapsel. Er steckt diese in eine Maschine, die ihre Arbeit aufnimmt und einige Sekunden später auf dem Display einen Wert ausspuckt.
Es ist der Gehalt an Salz in der Milchsäure, in Sportlerkreisen besser bekannt als Laktat, das vor allem in den Muskeln entsteht, wenn sie Energie brauchen. Später vergleicht er den Wert im Ruhezustand mit denen aus den verschiedenen Belastungsstufen. „Die Tagesform beeinflusst die Ergebnisse nur um Nuancen“, sagt Meierl. Ein Hobbyläufer kennt Formschwankungen. „Da entscheidet aber das persönliche Gefühl oft mit“, meint Meierl. „Bei den Profis sollte das keine Rolle spielen.“
Von Wagners Rücken rinnt nun immer mehr Schweiß in Richtung der schwarzen Trainingshose mit der Aufschrift „Deutschland“. Sein Körper beugt sich unter der Dauerbelastung auf nun 350 Watt, das Atmen unter der Maske klingt nun angestrengter.
„30 Sekunden noch, auf geht’s“, feuert ihn Dr. Martin Gerneth von seinem Platz am Computer aus an, den hohen Puls im Blick. Wagner tritt voll rein. „Sauber, schön hast‘ dich ausgepowert“, sagt Meierl. Wagner erholt sich auf dem Ergometer und bekommt ein paar Scherze von Marc Schmidpeter ab, der sich die Leistung seines Mitspielers bereits frisch geduscht ansieht. Bevor die beiden Spezl gemeinsam bei Vapiano Mittagessen, steht für Wagner noch ein Gespräch mit Becker an.
Drüben, im Analyseraum analysiert Becker die Zahlen, die vom Ergo-Raum eintreffen. Sie erkennt nach allen Maßnahmen, woran die Spieler arbeiten sollten. Sie spricht mit ihnen über das Training für die nächsten Wochen und gibt ihnen einen Brustgurt und eine Armbanduhr mit.
Über diese können sie den Sommer über selbständig ihre Trainingsdaten erfassen. Becker kann darauf zugreifen und sich einen Eindruck über die Leistungsentwicklung machen. Kein Spieler soll zu wenig oder zu viel arbeiten, Becker würde dies anhand der Werte erkennen. Jeder soll in bestmöglicher Form zum Trainingsstart im Juli kommen.

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